RAW Files komprimieren mit Rawsie vs. AdobeDNG

Von Andreas am 4. August 2021
Rawsie bietet eine Komprimierung von Raw Files und soll dabei bis zu 80% Speicherplatz sparen. Hier mein erster Eindruck.

Rawsie wird derzeit von einigen Fotografen auf Ihren Kanälen beworben und als neue Lösung propagiert, dabei ist Rawsie nicht neu und wurde früher unter einem anderen Namen angeboten. Gefühlt hat es sich jedoch nie so durchgesetzt wie z.B. Komprimierungstools für JPGs. Ich hatte es mir damals auch kurz angesehen, es hat aber nie den Weg in meinen Workflow gefunden. Zudem gibt es auch innerhalb von Lightroom eine ähnliche Funktion sowie mit dem kostenlosen AdobeDNG Konverter.

Nun habe ich mir aber nochmal die Zeit genommen mir Rawsie anzusehen. Der Bericht soll aber eher dazu dienen sich bei Interesse selber mit den Punkten zu beschäftigen anstatt ein Ergebnis zu liefern.

Der Reiz RAW Files um bis zu 80% zu reduzieren ist natürlich groß, auch wenn Speicher heute nicht mehr so sehr den Geldbeutel belastet. Auch in Sachen Performance macht sich ein kleineres File natürlich positiv bemerkbar. Einige Kameras bieten auch schon komprimierte RAWs direkt aus der Kamera.

Dagegen steht, dass das RAW-Files die wichtigste Basis eines Fotografen sind, die es zu sichern gilt und bei der man keine Einbußen in Kauf nehmen will.

Die Idee ist zudem wie geschrieben nicht neu, denn neben den Kameras bietet auch Lightroom die Möglichkeit die RAW Files in lossy DNGs zu konvertieren und dadurch erheblich an Speicherplatz zu sparen mit sehr überschaubaren Einbußen in der Qualität.

Rawsie ist aktuell nur für den Mac verfügbar, Windows ist in Planung und es gibt dafür eine Warteliste. Zudem funktioniert Rawsie nur für bestimmte Kameras und RAW Files. Eine Liste der unterstützen Kameras gibt es auf der Rawsie Webseite.

Für Nutzer von Fuji APS-C Kameras ist Rawsie z.B. derzeit uninteressant. Es werden vorwiegend Canon, Nikon und Sony Kameras unterstützt und auch hier nicht alle bzw. eher nur ausgewählte Modelle unterstützt. Die Komprimierung in Lightroom mit dem Adobe Converter geht hingegen auch mit Fuji Files und allen anderen Files - zumindest habe ich keine Einschränkung festgestellt.

Mein Bericht basiert auf einem ersten Eindruck mit ein paar Testdaten. Ich habe Rawsie selber noch nicht produktiv im Einsatz, überlege es mir aber gerade. Rawsie bietet eine kostenlose Version an, die auf 30 Bilder pro Tag beschränkt ist, sonst aber den vollen Umfang bietet. Ich empfehle vor dem Kauf es einmal selber zu testen. Zudem finden sich für den Kauf auch unzählige 10% Rabbattcoupons im Netz. Vergleichen sollte man es aber auch parallel mit dem Adobe DNG Converter.

Wie funktioniert Rawsie?

Was genau technisch im Hintergrund läuft kann ich nicht sagen. Es ist den Adobe DNG Konverter erforderlich und das Ergebnis nach der Komprimierung ist dann auch ein DNG und kein CR3, NEF oder ARW File.

Soweit ich gelesen habe, sollen in den Files nicht relevante Informationen zusammengefasst oder entfernt werden, wie es auch bei JPG passiert. Was genau passiert, auch im Vergleich zu anderen Tools, weiß ich nicht. Es ist aber keine lossless Komprimierung, aber die Komprimierung soll sich ausschließlich auf das Rauschen auswirken - so soll ISO 100 z.B. zu 115 werden durch die Komprimierung.

Das ist auch der Vorteil, den Rawsie selber ggü. den Komprimierung per Adobe DNG propagiert. Rawsie nimmt für sich in Anspruch besser hinsichtlich der Verluste zu komprimieren. Einige Infos dazu findet man in den FAQ von Rawsie

Es gibt in Rawsie zwei Arten die Files zu komprimieren: Man zieht die entsprechen Files in die App und diese werden dann komprimiert. Die unkomprimierten Originale können dabei in einen extra Ordner gesichert werden.

Interessant ist die zweite Variante: Hier kann ein Lightroom Katalog bzw. die darin enthaltenen Bilder automatisch komprimiert werden und alle Verknüpfungen und Bearbeitungen bleiben erhalten und zudem werden auch hier die Originale gesichert. Das geht soweit ich sehen konnte allerdings nur auf alle Fotos im Katalog.

Wie ist das Ergebnis von Rawsie in der Praxis?

Ich habe Rawsie bisher überwiegend mit Files aus der Sony A7RIII ausprobiert, weil das meine Kmaera mit der höchsten Auflösung ist und die RAW Files mit rund 85 MB entsprechend groß sind.

Nach der Komprimierung durch Raswsie sind die RAW Files bzw. die komprimierten DNGs aus den ARW Dateien tatsächlich signifikant kleiner. Im Schnitt ist aus den 85MB großen Dateien ein 15MB großes DNG geworden - die angegeben 80% Verkleinerung kommen hier hin. Die Komprimierung nimmt aber je nach Rechenleistung des Mac Zeit in Anspruch.

Ich konnte hinsichtlich Schärfe, Dynamik etc. bisher keinen Unterschied zwischen den Originaldateien und denen von Rawsie feststellen.

Wie sieht das Egebnis aus dem Adobe DNG Converter aus?

Im Prinzip sieht es für mich zunächst sehr identisch aus, die Umsetzung finde ich noch einfacher. Man wählt die Bilder einfach in Lightroom aus und konvertiert diese. Man ist also nicht gezwungen alle Bilder zu komprimieren. Die entsprechenden Verknüpfungen und die Bearbeitung wird übernommen. Die Dateigröße ist nach der Komprimierung ebenfalls deutlich kleiner und entspricht weitestgehend den Ergebnissen von Rawsie.

Beispieldateien

Ich habe hier zwei Dateien zur Verfügung gestellt. Diese basieren auf einer Aufnahme mit einer Canon EOS R und das Original war unterbelichtet. Ich habe die Dateien jeweils um 0,75 in der Belichtung angepasst sowie Lichter und Tiefen auf jeweils -100 bzw. +100 in Lightroom gesetzt. Ich selber kann zwischen Rawsie, dem Adobe DNG Converter mit lossy Einstellung und dem RAW keinen wirklichen Unterschied feststellen, aber vergleicht selber.

Mein erstes Fazit zu Rawsie

Wie geschrieben bin ich selber derzeit noch in der Prüfung, ob es eine Option ist Rawsie in meinen Workflow einzubinden. Da ich verschiedene Systeme im Einsatz habe, würde Rawsie derzeit nur 50% meiner RAW Dateien unterstützen, allerdings die RAW Files, die bei mir besonders viel Platz in Anspruch nehmen.

Die Komprimierung der Dateien nimmt Zeit in Anspruch, funktioniert aber sehr gut. Ich konnte bisher auch keine qualitativen Änderungen nach Komprimierung feststellen.

Für mich bleibt aber die Frage, ob man sich im Gegenzug dann von den Originaldateien komplett verabschiedet, sprich diese nach der Komprimierung dann auch löscht, ansonsten erhöht sich die Verarbeitungsgeschwindigkeit, aber es wird kein Platz gespart.

Zudem stellt sich die Frage, ob es überhaupt einen signifikanten Vorteil ggü. einer lossy DNG Konvertierung gibt, wie sie z.B. Lightroom bietet und die quasi kostenlos verfügbar ist, wenn man Lightroom sowieso nutzt. Auch der kostenlose Adobe DNG Konverter bietet eine lossy Komprimierung. Zudem funktioniert das auch bei Fuji Files und allen anderen RAWs, die von Rawsie nicht unterstützt werden.

Ich selber habe erste Tests mit RAW, Rawsie DNG und AdobeDNG Converter DNGs gemacht. Ich kann bisher keinen signifikanten Unterschied hinsichtlich Bildqualität, Rauschen und Dynamik feststellen. Von der Dateigröße tun sich auch die Rawsie und DNG aus dem Adobe Converter nichts. Rawsie selber schreibt auch was von nicht sichtbaren technischen Vorteilen für die Software, die man schwer greifen kann.

Es bleibt daher umzuwägen, welchen Vorteil Rawsie zu einem Preis von über 200 Euro bzw. knapp 100 Euro im jährlich Abo bietet. Der Vorteil ggü. dem Adobe Lossy Konverter, den Rawsie auf der Wenseite sehr ausführlich beschriebt, ist in der Praxis für mich bisher nicht spürbar. Ich habe bisher auch keinen anderen Artikel im Netz gefunden, der das an Beispielen aufzeigen konnte.

Ich werde in den nächsten Wochen noch mehr Tests machen und diesen Artikel entsprechend aktualisieren.

Zudem habe ich einen Artikel über meine ersten praktischen Erfahrungen mit Rawsie geschrieben.

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