Das Marmorpalais in Potsdam stellt ein Beispiel des preußischen Frühklassizismus dar. Es wurde zwischen 1787 und 1793 im Auftrag von König Friedrich Wilhelm II. als Sommerresidenz errichtet. Der Bau erfolgte durch die Architekten Carl von Gontard, Carl Gotthard Langhans und Michael Philipp Boumann in einem englisch inspirierten Landschaftspark am Ufer des Heiligen Sees im Neuen Garten.
Die architektonische Gestaltung des Marmorpalais kennzeichnet sich durch einen kubischen, zweigeschossigen Baukörper aus rotem Backstein, der mit schlesischem Marmor verkleidet wurde – eine Kombination, die dem Bauwerk seinen Namen gab. Auf dem flachen Dach befindet sich ein markanter Rundtempel (Belvedere), der einen beeindruckenden Panoramablick über Potsdam und die Havellandschaft ermöglicht.
Nach dem Tod Friedrich Wilhelms II. diente das Marmorpalais verschiedenen Mitgliedern des Hauses Hohenzollern als Wohnsitz. So lebten hier zeitweise der spätere Kaiser Wilhelm I. mit seiner Frau Augusta, später Kaiser Wilhelm II. und zuletzt Kronprinz Wilhelm mit seiner Gemahlin Cecilie bis 1917.
Im Zweiten Weltkrieg erlitt das Gebäude schwere Schäden durch Bomben und Granaten. Nach 1946 nutzte die Rote Armee das Schloss als Offizierskasino, wodurch weitere Verluste an der historischen Substanz entstanden. Von 1961 bis Ende der 1980er Jahre beherbergte das Marmorpalais das Deutsche Armeemuseum der DDR und war von Kriegsgerät umgeben.
Erst Ende der 1980er Jahre begann eine umfassende Restaurierung, die nach der deutschen Wiedervereinigung fortgeführt wurde. Heute präsentiert sich das Marmorpalais wieder in seiner historischen Schönheit und ist für Besucher zugänglich. Die prachtvoll restaurierten Innenräume mit ihrer originalen Ausstattung vermitteln einen authentischen Eindruck dieser bedeutenden Epoche der preußischen Architektur- und Kulturgeschichte.