Die Fotografie zur blauen Stunde oder auch in der Nacht empfinde ich als eher einfach, weil viele Sachen in der Stadt dann viel schöner aussehen, als am Tage – insbesondere wenn diese beleuchtet sind. So fällt es meist wesentlich leichter ein Motiv ansprechend darzustellen.
Was braucht man für die Fotografie zur blauen Stunde oder bei Nacht an Ausrüstung?
Ich hatte früher viel mehr Ausrüstung mit als heute. Hier die aus meiner Sicht wichtigen Ausrüstungsgegenstände.
Das Stativ
Was natürlich nicht fehlen darf ist ein Stativ und das sollte auch mit der Kamera einen festen Stand haben. Viele Fotografen schwören darauf, dass es keine ausziehbare Mittelsäule haben sollte, da sonst zu unstabil. Das mag stimmen, meine haben trotzdem eine und ich nutze diese auch.
Man möchte beim Stativ natürlich möglichst leicht unterwegs sein und zudem ein sehr kompaktes Packmaß haben – das klappt naturgemäß nicht immer, wenn es bei einer schwereren Ausrüstung zugleich stabil sein sein.
Ich mag es zudem, wenn ich das Stativ mit Kamera auf Kopfhöhe bekomme.
Mein Favorit ist seit Jahren ein Reisestativ von Feisol, meist möchte ich es aber noch kompakter und dann geht auch mit ein paar Abstrichen das Zero von Ulanzi & Coman, das dem Peak Design ähnlich ist, wenngleich nicht identisch.
Der Stativkopf
Früher hatte ich auch mal Getriebeneiger auf dem Stativ oder den Cube von Arca Swiss. Heute reicht mir ein guter Stativkopf. Dieser sollte natürlich wie das Stativ auch entsprechend der Ausrüstung einen guten Halt bieten und zudem gut zu bedienen sein.
Ich nutze an meinem Feisol seit vielen Jahren eine Arca Swiss Monoball, mit dem ich sehr gut zurecht kommen. Am Ulanzi & Coman muss ich den mitgelieferten verwenden, sonst ist es bei weitem nicht mehr so kompakt – geht aber auch, wenngleich nicht so praktisch.
Wichtiger Hinweis: Auf dem Stativ ist bei der Kamera und/oder Objektiv der Bildstabilisator aus. Das kann sonst kontraproduktiv sein.
Die Kamera
Eigentlich gibt es hier keine besonderen Anforderungen. Einen Selbstauslöser mit 2 Sekunden Vorlauf sollte jede Kamera bieten und auch eine automatische Belichtungszeit von 30 Sekunden – einige bieten auch mehr.
Für die Nachbearbeitung bietet sich ein KB Sensor an, da dieser üblicherweise mehr Dynamikumfang bietet, muss aber nicht zwingend sein.
Fernauslöser
Hatte ich früher in allen denkbaren Varianten, setze ich selber aber schon lange nicht mehr ein. Wer mag, kann trotzdem einen nutzen.
Tipps zur Fotografie
Hier ein paar Tipps zur Fotografie in den Abendstunden. Es handelt sich hier um meinen eigenen Favoriten, die nicht für alle passen müssen!
ISO Werte
Der ISO Wert sollte möglich niedrig bzw. auf dem optimalen Wert für die Kamera eingestellt sein und keinesfalls auf Auto ISO stehen. Meist ist dies um ISO 100 oder 200.
Die Blende
Sollte auch fest eingestellt sein. Gibt den Spruch ” bei Nacht nimm Blende 8″, der denke ich ganz gut passt. Für bestimmte Effekte kann es dann mal deutlich mehr oder auch weniger sein.
Die Belichtungszeit
Diese lasse ich meist von der Kamera automatisch ermitteln. Wenn es sehr dunkel ist, kann es auch mal schnell über 30 Sekunden gehen. Dies wird aber meist nicht als Zeit, sondern als Warnung angezeigt. Hier hat man dann zwei Möglichkeiten. ISO erhöhen oder Blende öffnen, bis wieder 30 Sekunden passen oder in den Bulb Modus gehen und länger belichten. Ich bin meist faul und erhöhe einfach den ISO Wert etwas. So oft kommt es in einer beleuchteten Stadt nicht vor, dass man mehrere Minuten braucht.
Belichtungskorrektur
Ich habe mir angewöhnt immer etwas unterzubelichten. Die Korrektur der dunklen Bereiche geht in der Nachbearbeitung je nach Sensor problemlos, ausgebrannte Lichter bekommt man nie mehr gerettet.
Belichtungsreihen und HDR oder DRI?
Belichtungsreihen waren früher oft notwendig. Heute sind die Sensoren so gut, sodass es bei den dunklen Bereichen nur noch sehr selten notwendig ist.
Für ein HDR hat man i.d.R zusätzlich paar Aufnahmen erstellt die überbelichtet und paar die unterbelichtet sind. Diese wurden dann später mit einer Software zusammengesetzt, heute können das auch schon Kameras. Ziel ist es den Dynamikumfang zu optimieren. Manchmal kommen da aus einer Software auch sehr “quietschige Bilder” raus.
Was ich heute noch mache ist, dass ich neben der normalen Belichtung noch zwei bis drei weitere Aufnahmen mache, bei denen ich stufenweise deutlich unterbelichte. Das mache ich meist über das Belichtungskorrekturrad oder im manuellen Modus einfach über die Zeit. So bekommt man auch sehr grelle Lichter eingefangen, wie es z.B. oftmals bei beleuchteten Schaufenstern der Fall ist.
In diesem Beispiel man wie ich versucht habe ein Bild von den Lichtern zu korrigieren, was nur bedingt funktioniert hat. Daneben dann ein DRI, was sicher auch noch ausbaufähig wäre. Insbesondere im Eingang sieht man den Unterschied.
Kamera ausrichten
Möchte man nicht eine besondere Perspektive darstellen, bietet es sich immer an die Kamera gerade auszurichten. Fast jede Kamera hat heute eine elektronische Wasserwaage, oftmals sogar für beide Achsen. Hat man ein Motiv, dass von der Höhe nicht passt, neigt man dazu die Kamera nach oben zu schwenken. Das sollte man also vermeiden, es sieht selten gut aus und man bekommt es auch nachträglich nicht korrigiert, sonst könnte man es gleich richtig ausrichten.
Also, entweder weiter zurück oder mehr Weitwinkel nutzen oder eben bewusst eine Perspektive wählen, die passt.
Sicher gibt es noch andere Lösungen das nachträglich mit mehreren Aufnahmen per Software zu machen, die lasse ich aber hier außen vor.
Blaue Stunde nutzen
Es ist natürlich Geschmacksache, aber ich mag die Bilder der blauen Stunde sehr gern. Diese startet meist ca. 30 Minuten nach Sonnenuntergang und geht je nach Jahreszeit bei uns meist zwischen 30 und bis 50 Minuten im Sommer.