Fuji ist u.a. wegen seiner guten Bildqualität bekannt, obwohl es sich “nur” um einen APS-C Sensor handelt. Dies basiert sicher auch auf dem X-Trans Sensor. Dieser unterscheidet sich in seiner Matrix von den sonst verbreiteten Bayer Sensoren. Wer dazu Details wissen möchte, findet dazu im Netz bereits diverse technische Abhandlungen.
Der X-Trans Sensor ist etwas Fluch und Segen im gleichen Maße. Er führt wie geschrieben zu guter Bildqualität, seine RAW Files werden aber nicht von allen RAW Konvertern gleich gut unterstützt, teilweise sogar gar nicht.
Lightroom zählt sicher nach wie vor zu dem beliebtesten Tool zur RAW Entwicklung und Bildverwaltung. Fuji RAW Files werden schon lange unterstützt, ebenso lange gibt es aber Diskussionen hinsichtlich der Qualität in der RAW Entwicklung und beim Schärfen.
Ich möchte hier ein paar Beispiele und Wege aufzeigen, die vielleicht dabei helfen einzuschätzen wie groß die Unterschiede sind und ob das praxisrelevant ist.
Drei Beispiele
Die drei nach folgenden Versionen eines Fotos sind in Lightroom, X-Transformer + Lightroom und Capture One entwicklet worden. Ich hab diese nicht absolut identisch entwickelt, den Unterschied sieht man weiter unten in den Detailansichten aber trotzdem



Probleme beim Schärfen
Schärft man Fuji RAW Files “normal” in Lightroom wie bei Files aus einem Bayer Sensor, kommt es schnell zu dem “Würmchen Effekt” oder “Worming”, sobald man den Schärferegler stärker nach oben zieht.
Inzwischen gibt es unzählige unterschiedliche Ansätze das Maximum aus den Fuji RAW Files rauszuholen. Offen gesagt sieht man aus meiner Sicht einige Unterschiede erst bei 200-300% Vergrößerung oder auch manchmal gar nicht.
Die Relevanz für die Praxis muss daher jeder für sich festlegen, gerade wenn die Files irgendwo im Web oder auf Facebook oder Instagram gezeigt werden.
Alle vorgestellten Varianten können mit einer Test oder Demoversion der Software selber nachgestellt werden, sodass jeder für sich die Relevanz festlegen kann.
Fuji RAWs schärfen mit Lightroom Classic CC
Wie schon oben geschrieben kommt es beim “normalen” Schärfen schnell zu diesem Würmchen Effekt, sobald man den Schärferegler über 50 anhebt.
Übliche Einstellungen beim Bayer Sensor
Betrag: 50-90
Radius: 0.8
Details: 3-35
Maskieren: 0-6
Einstellungen bei Fuji Files
Betrag: 25-40
Radius: 2-3
Detail: 70-100
Masking: 50-100
Die geänderten Einstellungen führen bei mir definitiv zu einem besseren Ergebnis, wobei man selber mit den Werten etwas “spielen” muss. Der Ansatz ist anstatt mit dem “Betrag” Regler nach oben zu gehen die Regler Radius und Details sowie die Maskierung nach oben zu setzen.
Irident X-Transformer + Lightroom
Der Irident X Transformer galt lange Zeit als die Wunderwaffe um Fuji Files optimal zu entwickeln. Inzwischen ist es wieder ruhiger geworden um dieses Tool. Irident ist soweit ich weiß ein 1 Mann Unternehmen, dass mit dem Irident Developer ein RAW Entwickler anbietet und zudem ein kleines Tool namens X Transformer. Dieses entwickelt das Fuji RAW File und speichert es mit seinen Einstellungen als DNG ab. Dieses DNG kann dann weiter in Lightroom bearbeitet werden.
Es gibt daher ein extra Plugin vom X Transformer für Lightroom, um RAW Dateien zum X-Transformer zu übertragen und als DNG wieder in Lightroom zu haben.
Hinweis: Wer daran verzweifelt, dass das Plugin nicht funktioniert, weil das File nicht gefunden werden kann. Das Plugin funktioniert nur, wenn die RAW Files direkt auf dem Rechner liegen, sobald die auf einem NAS liegen geht es nicht.
Mein Eindruck: Das DNG aus dem X Transformer wirkt zunächst minimal detailreicher als das unbearbeitete RAF in Lightroom. Hat man beide Files aber fertig bearbeitet, ist kaum noch ein Unterschied zu sehen und nicht immer ein Vorteil für den X Transformer. Ich habe den X-Transformer nicht weiter eingesetzt, weil mir der Unterschied zu gering ist bzw. sich nicht durchgängig ergibt.
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Schärfen in Photoshop
In Photoshop kann man die Files auf die übliche Methode mit dem Filter Unscharf Maskieren schärfen. Das Ergebnis ist eine feine Schärfe ohne Würmchen Effekt.
Einstellungen
Stärke: 150
Radius: 1
Schwellenwert: 1
Auch hier gilt die Einstellungen nach den eigenen Wünschen und ans Motiv anzupassen.
Schärfen mit den NIK Filtern
Die NIK Filter haben ja einen abwechslungsreichen Weg hinter sich. Von einem ziemlich teuren Plugin, über einen zunächst moderaten Preis nach der Übernahme von Google bis zur kostenlosen Version. Inzwischen sind die NIK Filter von DxO übernommen und als Extra Modul erhältlich und in DxO OpticsPro intergriert. DxO OpticsPro unterstützt selber keine Fuji RAF Files!
Ich habe meine Test mit den alten NIK Filtern von Google durchgeführt.
Capture One
Capture One gilt schon seit einiger Zeit als besser im Umgang mit Fuji Files. Verstärkt wird dies noch durch die inzwischen kostenlose Version von Capture One, wie auch Sony es schon länger anbietet. Die Versionen sind nur für die jeweiligen RAW Files von Fuji und haben nicht den vollen Leistungsumfang.
Ergebnis
Tatsächlich sehe ich bei mit Capture One entwickelten Files einen Unterschied bei Details und Schärfe. Je nach Motiv etwas oder sogar deutlich mehr als bei allen anderen Varianten.
Vergleich der oben gezeigten Aufnahmen
Ich habe von den oben gezeigten Aufnahmen jeweils einen Auschnitt von 300% nebeneinander gestellt. Wenn Man genau hinsieht, dann gibt es einen Unterschied zwischen Lightroom und X-Transformer+LIghtroom zugunsten von X-Transformer.
Im zweiten Bild hab ich den X-Transformer mit Capture One verglichen. Auch hier sieht man noch einen kleinen Unterschied.


Wie schon eingangs geschrieben, sind die Unterschiede oftmals erst mit Vergrößerung zu sehen. Hier muss jeder für sich beurteilen, ob der Unterschied zu einer Entwicklung und Schärfung in Lightroom relevant ist. Die Unterschiede machen sich auch bei den Motiven sehr unterschiedlich bemerkbar.
Fazit
Capture One liefert für mich durchgängig das etwas bessere Ergebnis. Beim Irident X-Transformer hingegen habe ich immer wieder sichtbare und auch gar nicht wahrnehmbare Unterschiede festgestellt. Lightroom bietet zudem inzwischen auch eine Funktion “Details verbessern”, die das Ergebnis in einem neuen DNG speichert. Neu ist auch der Strukturregler, der gute Ergebnisse liefert.
Für mich persönlich gibt es aktuell keinen richtigen Ersatz für Lightroom. Das kommt vor allem von den vielen Publikationsdiensten die man in Lightroom einbinden kann und die umfangreiche Verwaltung der Fotos. Somit bleibt Lightroom die zentrale Verwaltung meiner Fotos. Den Umweg zunächst über eine andere Software zu gehen mache ich nur im Ausnahmefall. Ab und zu gehe ich über Capture One und exportiere daraus ein PSD, dass ich dann weiter in LR verwalte oder bearbeite.
Jeder sollte aber selber mit seinen Fotos den Vergleich machen und danach entscheiden, welcher Workflow am geeignetsten ist.